POLITIKst du noch sauber?

„Politikst du noch sauber?“ – Podiumsdiskussion bringt junge Menschen und Politik ins Gespräch

Menschen auf dem Podium - mit Schrift

Mit auf dem Podium saßen: Cansin Köktürk (Die Linke); David Krappitz (Volt); Serdar Yüksel (SPD); Max Lucks (Bündnis 90/Die Grünen); Fee Roth (CDU); Leon Beck (FDP)

Bochum, 19. Februar 2025 – Rund 120 Gäste waren der Einladung zur Veranstaltung „Politikst du noch sauber?“ gefolgt und diskutierten im Bahnhof Langendreer engagiert mit Vertreter:innen verschiedener Parteien. Die Veranstaltung bot nicht nur eine spannende Podiumsdiskussion, sondern auch interaktive Elemente wie Live-Abstimmungen und eine transparente Redezeit-Erfassung – Politik zum Mitmachen.

Ein Format mit Haltung und Haltungsspielraum

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Kira Sammet, Referentin für politische Bildung des AStA der Evangelischen Hochschule Bochum (EVH). Unterstützt wurde sie dabei von Jens Koller vom Kompetenzzentrum der Hochschule. Ursprünglich war die Reihe als fünfteilige Veranstaltungsserie geplant, in der zentrale gesellschaftliche Themen bis zur Bundestagswahl vertieft behandelt werden sollten. Zwei Formate fanden bereits erfolgreich in der Aula der EVH statt.

Doch als die Bundestagswahl kurzfristig auf Februar 2025 verschoben wurde, musste die Planung neu gedacht werden. Die Initiative UniverCity Bochum wurde auf das Format aufmerksam und lud zur gemeinsamen Umsetzung mit weiteren Bochumer Hochschulen ein. In kurzer Zeit entstand eine Kooperation zwischen dem AStA der EVH, der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) und dem UniverCity Bochum e.V.

Diskutiert wurde über Themen wie Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit, Außenpolitik, die wirtschaftliche Lage, Wohnungsnot sowie Bildung und BAföG – in einem Format, das Transparenz, Fakten und Beteiligung in den Mittelpunkt stellte.

Was ist POLITIKst Du noch sauber?

„Ich wollte kein Format, bei dem Politiker*innen einfach nur eine Bühne bekommen“, sagt Sammet im Gespräch. „Mir ging es darum, sie auch mal in die Mangel zu nehmen.“ Besonders beim zweiten Veranstaltungsteil zum Thema „Gefahr von Rechts?“ wurde das deutlich. Dort sollten nicht nur rechte Positionen thematisiert werden – es ging vor allem darum, die Verantwortung aller Parteien für den gesellschaftlichen Rechtsruck zu beleuchten. „Es sollten alle Verantwortung übernehmen, aber am Ende war es keine Schuldzuweisung, sondern die Frage: Was machen wir jetzt? Das Problem ist da.“

Herzstück der Veranstaltung war ein Live-Faktencheck. Sammet erklärt: „Im Nachhinein liest so einen Faktencheck eh keiner, und wenn dann nicht die. die ihn lesen müssten. Aber im Moment der Aussage wirkt sie – also muss man ihr auch sofort entgegnen.“ Bei Politikst du noch sauber Vol.2 Gefahr von Rechts sorgte ein Team aus Expert:innen, die sich in Parteiprogramme, Reden und Interviews eingearbeitet hatten dafür. Zusätzlich recherchierten drei Personen während der Diskussion in Echtzeit am Computer. Falschaussagen konnten so direkt aufgezeigt werden.

Die ursprüngliche Planung sah fünf Veranstaltungstermine bis zur Bundestagswahl vor. Doch als diese überraschend auf Februar 2025 verschoben wurde, musste das Konzept neu gedacht werden. „UniverCity Bochum hat schnell reagiert, Jens Koller vom Kompetenzzentrum war sofort dabei – und mit der THGA an Bord konnte nichts mehr schiefgehen“, erzählt Sammet.

So wurde aus einer Idee ein Kooperationsprojekt zwischen der Evangelischen Hochschule Bochum, der Technischen Hochschule Georg Agricola und UniverCity Bochum e.V. Das Resultat: eine große Podiumsdiskussion mit rund 120 Gästen, bei der Vertreter:innen von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und Volt Rede und Antwort standen.

Trotz des kritischen Charakters der Veranstaltung war der Umgang zwischen den Politiker:innen von Respekt geprägt – auch hinter den Kulissen. „Ich bin Diskussionen gewohnt, aber überrascht hat mich, wie offen und freundlich der Umgang backstage war“, sagt Sammet. „Viele Politiker*innen wussten beim ersten Mal nicht, was sie erwartet. Sie wurden teils ausgelacht, durch den Faktencheck entblößt – und trotzdem kamen sie wieder. Das rechne ich ihnen hoch an.“

Und wie war die Resonanz bei den Studierenden? „Durchweg positiv“, meint Sammet. „Ich war wahrscheinlich selbst am kritischsten gegenüber dem Format, weil es durch die Verschiebung nicht ganz das wurde, was ich mir vorgestellt hatte. Aber dann kamen Menschen zu mir, die sagten: Ich weiß jetzt, was ich wählen werde. Das war der größte Erfolg.“

Politische Bildung an Hochschulen dürfe kein Randthema bleiben, so Sammet. „Wir jungen Menschen werden ständig vergessen. Also müssen wir uns selbst Gehör verschaffen.“ Dabei erlebt sie häufig, dass Engagement belächelt oder mit Seitenblicken quittiert wird. „Es ist verrückt, dass es peinlich sein soll, die Welt verändern zu wollen. Ich finde es stark und bewundernswert, wenn Menschen ihre Utopien nicht verlieren – und dafür kämpfen.“

Sie selbst will weitermachen. „Der Name ‚Politikst du noch sauber?‘ sollte ursprünglich mal ein Podcast werden“, erzählt sie lachend. „Den wird es vielleicht nicht geben – aber Veranstaltungen wird es weiterhin geben. Politik hört nicht nach der Wahl auf. Widerstand ist jetzt. Und Information ist die größte Macht."

Kira Sammet - Referentin für politische Bildung an der EVH Bochum

Zum Schluss richtet Sammet einen klaren Appell an junge Menschen: „Der Rechtsruck passiert nicht irgendwo – er passiert hier, mitten unter uns. Und wenn wir jetzt nicht laut sind, werden andere es sein. Jedes Schweigen macht sie lauter.“

Politisches Engagement sei heute notwendiger denn je. „Wir sind nicht zu jung, wir sind betroffen. Und wir sind nicht machtlos. Jede Stimme zählt, jede Diskussion, jeder Post, jede Frage. Es ist nicht peinlich, sich einzumischen – peinlich ist, nichts zu sagen, wenn Ungerechtigkeit passiert.“

Neuester Artikel

Kategorien

Neueste Artikel

Posts not found

Blog-Archiv

Blog-Archiv